Goethe nahm Straßburg und das Elsaß jedoch anders wahr. Aus der Rückschau berichtet er, daß er zuerst das Münster bestiegen habe:
Und so sah ich denn von der Platt-Form
die schöne Gegend vor mir, in welcher ich eine Zeit lang wohnen und hausen
durfte: die ansehnliche Stadt, die weitumherliegenden, mit herrlichen dichten
Bäumen besetzten und durchflochtenen Auen, diesen auffallenden Reichthum
der Vegetation, der dem Laufe des Rheins folgend, die Ufer, Inseln und
Werder bezeichnet. Nicht weniger mit mannigfaltigem Grün geschmückt
ist der von Süden herab sich ziehende flache Grund, welchen die Iller
bewässert; selbst westwärts, nach dem Gebirge zu, finden sich
manche Niederungen, die einen eben so reizenden Anblick von Wald und Wiesenwuchs
gewähren, so wie der nördliche mehr hügelige Theil von unendlichen
kleinen Bächen durchschnitten ist, die überall ein schnelles
Wachsthum begünstigen. Denkt man sich nun zwischen diesen üppig
ausgestreckten Matten, zwischen diesen fröhlich ausgesäeten Hainen
alles zum Fruchtbau schickliche Land trefflich bearbeitet, grünend
und reifend, und die besten und reichsten Stellen desselben durch Dörfer
und Meyerhöfe bezeichnet, und eine solche große und unübersehliche,
wie ein neues Paradies für den Menschen recht vorbereitete Fläche,
näher und ferner von theils angebauten, theils waldbewachsenen Bergen
begrenzt; so wird man das Entzücken begreifen, mit dem ich mein Schicksal
segnete, das mir für einige Zeit einen so schönen Wohnplatz bestimmt
hatte.
Später, als er Herder begegnet war, begann die Landschaft auch zu sprechen. Nach Frankfurt zurückgekehrt schickt er dem großen Anreger eine Sammlung mit Volksliedern:
... ich habe noch aus Elsas zwölf
Lieder mitgebracht, die ich auf meinen Streiffereyen aus denen Kehlen
der ältsten Müttergens aufgehascht habe. Ein Glück! denn
ihre Enckel singen alle: ich liebte nur Ismenen. Sie waren Ihnen bestimmt;
Ihnen allein bestimmt; so dass ich meinen besten Gesellen keine Abschrifft
auf's dringendste Bitten erlaubt habe. Ich will mich nicht aufhalten, etwas
von ihrer Fürtrefflichkeit, noch von dem Unterschiede ihres Wehrtes
zusagen. Aber ich habe sie bissher als einen Schatz an meinem Herzen getragen,
alle Mädgen die Gnade vor meinen Augen finden wollen, müssen
sie lernen und singen.
Das Lied vom verkleideten Grafen
Es werbt ein iunger Grafen Sohn
Und da sie sieben Jahr ummer waren,
Er reit vor seiner Schwester Tühr,
Sie legt sichs aus, und ziehts ihm
an
|
![]() |
Ach Papa lieber Papa mein
Lass uns nur beyde gewähren Gott ernährt so manchen Vogel in der Lufft Er wird uns auch ernähren. |
![]() |